Die Österreichische Gebärdensprache ÖGS feiert Geburtstag!

Am 1. September vor 20 Jahren wurde die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) offiziell in die Verfassung aufgenommen und damit ein wesentlicher Beitrag zur Gleichstellung gehörloser Menschen in unserer Gesellschaft geleistet.

Wir haben uns in unserer Museums-Community umgeschaut: von den über 160 Museen, die in unserem MuseumsGuide inklusiv vertreten sind, bieten 50 Häuser Informationen und Vermittlung in Gebärdensprache an. Diese sind einfach zu finden: Auf unserer website kann man Museen nach Filterbegriffen suchen, so auch unter „Angebote in ÖGS“.

Wussten Sie außerdem, dass die Österreichische Gebärdensprache auf der Liste des immateriellen Kulturerbes in Österreich steht?

Ob mündlich überlieferte Traditionen, darstellende Künste, gesellschaftliche Rituale und Feste, Wissen um die Natur, Handwerkskünste oder eben die ÖGS – immaterielles Kulturerbe wird von menschlichem Wissen getragen und von einer Generation an die nächste weitergegeben. Immaterielles Kulturerbe prägt das gesellschaftliche Zusammenleben und leistet einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung von Gesellschaften.

Mit dem UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes (2003) wurde die Bestandsaufnahme sowie die Sichtbarmachung des immateriellen Kulturerbes der jeweiligen Staaten durch nationale Verzeichnisse begründet. Das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich sammelt und dokumentiert diese vielfältigen Praktiken seit der Ratifizierung des völkerrechtlichen Vertrags im Jahr 2009. 

Die ÖGS bildet das soziale und kulturelle Fundament der österreichischen Gebärdensprachgemeinschaft. Sie ist die Muttersprache gehörloser Menschen in Österreich und somit ein wesentlicher Teil ihrer Identität. Sie wird österreichweit verwendet und beinhaltet Dialekte, die sich durch regionale Spezifika auszeichnen. Es gibt 1.865 institutionalisierte Gehörlosenvereine in Österreich, die sich für den Erhalt der ÖGS einsetzen.

Bereits im Jahr 1779 wurde in Wien die erste Gehörlosenschule gegründet. Seither wird die Sprache in entsprechenden Schulen, Vereinen und Familien gepflegt und überliefert.

Gegenwärtig arbeitet der Österreichische Gehörlosenverband (ÖGLB) mit akademischen Institutionen an der Standardisierung und sprachpolitischen Absicherung der ÖGS. Weitere Maßnahmen der Bewusstseinsbildung und der Sicherung der Weitergabe der ÖGS sind unter anderem das Lobbying für bilinguale sowie bikulturelle inklusive Bildung in den Gehörlosenschulen und im Regelschulsystem sowie die verstärkte Ausbildung von Kindern gehörloser Eltern für den Dolmetschberuf.

Mit den Vermittlungsangeboten in Museen für Gehörlose oder Hörbehinderte wird nicht nur die kulturelle Teilhabe dieser Menschen ermöglicht, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur Fortführung der ÖGS im Sinne des immateriellen Kulturerbes geleistet.