Die Essl Foundation unterstützt inklusive Kunstprojekte und sucht mit dem Zero Project weltweit unter anderem nach Innovationen, die es Menschen mit Behinderungen ermöglichen, Kunst schaffen und erleben zu können.
Die Essl Foundation MGE gemeinnützige Privatstiftung wurde 2007 von Martin und Gerda Essl sowie ihren Kindern gegründet, um Menschen in Not zu unterstützen, wobei der Fokus insbesondere auf Personen mit Behinderungen liegt. 2008 rief die Essl Foundation das Zero Project ins Leben, welches sich in den vergangenen Jahren zum wichtigsten Programm der Stiftung entwickelt hat.
Die Mission des Zero Projects besteht darin, eine Welt ohne Barrieren (mit null Barrieren) zu schaffen, in der Menschen mit und ohne Behinderungen gleichberechtigt miteinander leben können. Der Kunst kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu. Denn, so Martin Essl: „Inklusive Kunst und Kultur fördert lebendige, integrative Gemeinschaften von Menschen mit und ohne Behinderungen sowie ein unabhängiges Leben und ermutigt zu unternehmerischer Initiative.“
Inklusion als globale Mission
Das Zero Project setzt sich daher nachdrücklich für den Abbau von Barrieren ein, die Menschen mit Behinderungen den Zugang zur Kunst verwehren, beginnend mit der Zugänglichkeit von Gebäuden und Informationen über Bildung und Ausbildung bis hin zu Beschäftigungsmöglichkeiten in diesem Bereich.
Das Zero Project leistet damit einen Beitrag zur Umsetzung der Ziele der UN-Behindertenrechtskonvention, die allen Menschen, unabhängig von einer Behinderung, gleiche Chancen in der Gesellschaft zuspricht. Diese Konvention wurde seit 2007 von über 180 Staaten ratifiziert. Um dieses Ziel zu unterstützen, hat das Zero Project eine einzigartige Methodik entwickelt, die auf drei Grundpfeilern basiert:
• Finden und Auswahl von vorbildlichen Lösungen auf Basis der drei Kriterien Innovation, Wirkung und Skalierbarkeit;
• Organisation eines globalen, vielfältigen Netzwerkes, das aus tausenden Menschen mit und ohne Behinderungen besteht und diese Lösungen erarbeitet;
• Verbreitung und Unterstützung dieser Lösungen.
Im Zentrum der Arbeit des Zero Projects stehen dabei vier zentrale Themen: Bildung, Beschäftigung, Barrierefreiheit sowie selbstbestimmtes Leben und politische Teilhabe. Jedes Jahr wird zu einem dieser Bereiche ein globales Forschungs- und Kommunikationsprogramm umgesetzt. Zusätzlich sind Technologie und Kunst alljährlich Themen der weltweiten Nominierungsaufrufe.
Weltgrößte Plattform für Inklusion
Aus den Einreichungen wurden bereits mehr als 900 innovative Lösungen aus rund 150 Ländern ausgewählt, aufbereitet und unterstützt. Daran beteiligt waren mehr als 10.000 Expert:innen mit und ohne Behinderung, Organisationen und Unternehmen aus aller Welt. Vorgestellt wurden und werden diese Initiativen im Rahmen der Zero Project Conference, die jährlich im Frühjahr in der UNO-City in Wien stattfindet und an der regelmäßig rund 1.500 Menschen mit und ohne Behinderungen aus 100 Ländern teilnehmen. Das dreitägige Treffen dient der Vernetzung mit anderen Teilnehmenden und dem gegenseitigen Wissenstransfer. Die Auftaktveranstaltung findet seit einigen Jahren im Plenarsaal des österreichischen Parlaments statt. Die Zero Project Conference ist auch online zugänglich und wird durch eine Vielzahl von Maßnahmen zur Barrierefreiheit unterstützt.
Ideen zum Nachahmen
Zahlreiche Lösungen, die im Rahmen der Zero Project Conference mit einem Award ausgezeichnet werden, haben das Thema Kunst und Kunstvermittlung zum Inhalt. 2018 wurde etwa das Museum of Modern Art (MoMa) in New York geehrt, das mit den „Access Programs“ jedes Jahr Tausenden von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen die Möglichkeit bietet, Kunst zu erleben.
2020 war einer der Awardees das Projekt ARCHES („Accessible Resources for Cultural Heritage EcoSystems“), an dem zwölf europäische Partner aus den Bereichen Kultur – darunter sechs der führenden Museen –, Technologie und Wissenschaft sowie Menschen mit Behinderungen teilnahmen, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln und zu implementieren, die die Zugänglichkeit von Kultureinrichtungen verbessern und Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen ein unabhängiges Kunsterleben ermöglichen sollen. Aus Österreich war das Kunsthistorische Museum (KHM) an ARCHES beteiligt, das selbst ein international anerkannter Pionier inklusiver Kunstvermittlung ist.
Inklusiv kreativ
Menschen mit Behinderungen sind aber auch selbst kreativ. Ein inklusives Kunstprojekt ist der White Hand Chorus Nippon aus Japan. Der Chor besteht aus Kindern mit und ohne Behinderungen, die Musik sowohl mit ihren Stimmen als auch mit ihren Händen und ihrer Mimik durch Gebärden darbieten. 2024 wurde das inklusive Musikprojekt nicht nur ausgezeichnet, der White Hand Chorus absolvierte zudem einige Auftritte in Österreich, unter anderem zum Auftakt der Zero Project Konferenz im Plenarsaal des Parlaments.