
Ob im Alltag, bei Produkten und Dienstleistungen, ob in der öffentlichen Infrastruktur, Design für Alle hat zum Ziel, allen Menschen deren Nutzung ohne individuelle Anpassung oder besondere Assistenz zu ermöglichen. Es ist eine Gestaltungsaufgabe und -disziplin, die Zugänglichkeit, Nutzbarkeit und Erlebbarkeit für möglichst alle Menschen sicherstellen will, ohne Fähigkeiten, Fertigkeiten, Bedürfnisse und Vorlieben zu berücksichtigen, und ohne Nutzer durch Speziallösungen zu stigmatisieren.
Im Kontext von Kunst und Kultur geht es zum Beispiel darum, Ausstellungen so zu gestalten, dass sie inklusiv und barrierefrei sind.
Ein Beispiel aus unserem MuseumsGuide ist der Lern- und Gedenkort Charlotte Taitl in Ried im Innkreis in Oberösterreich, der nach den Kriterien des Design für Alle einen umfassenden Zugang zu seiner Dauerausstellung ermöglicht. Bereits im Zugangsbereich leitet ein weißes multisensorisches Bodeninformationssystem zum Eingang. Überlebensgroße Schwarzblechtafeln mit gelaserten und taktilen Geburts- und Todesdaten der Opfer führen die Besucher:innen zur Ausstellung. Ein taktiler Plan mit Pyramidenschrift und Braille im Eingangsbereich bietet blinden und sehbeeinträchtigten Menschen Orientierung. Im Gedenkraum selbst sind die Namen der Opfer in Spotlackierung entlang der Wände weiß in weiß eingeschrieben, ergänzt um ein umlaufendes Brailleband, das als Informationsträger dient und zusätzliche Orientierung im Raum bietet. Die Daten und Lebensgeschichten der Opfer werden auf Stelen erzählt, deren Verteilung im Raum einer klaren Anordnung folgt. Ausgewählte Fotos und Dokumente sind taktil umgesetzt. Vertiefende Informationen können mittels Touchscreens abgerufen werden, zudem gibt es eine Arbeitsstation mit PC, Braillezeile und Internetzugang. Alle Informationen sind in Audiodeskription und Gebärdensprache übersetzt.
Das Museum hat damit den complemento 2018 des ÖZIV Bundesverbands für Menschen mit Behinderungen gewonnen und wurde in die Ehrenliste des Inklusionspreises 2018 der Lebenshilfe Österreichaufgenommen.
Wer mehr über den Design-für-Alle-Ansatz erfahren will, kann sich beim international tätigen Kompetenznetzwerk EIDD Design for All Europe mit Partnern in 23 europäischen Staaten informieren.
Das deutsche Partner-Netzwerk EDAD Design für Alle – Deutschland e.V. ist im Bereich Kunst und Kultur besonders aktiv, mit einem eigenen Arbeitskreis Kultur im Design für Alle, der sichvor allem an Mitarbeitende von Museen, Gedenkstätten und anderen Kultureinrichtungen richtet.