Best Practice Beispiel MoMA Museum of Modern Art in New York

Gegründet 1929 mit dem pädagogischen Auftrag, Menschen aller Altersgruppen und  Fähigkeiten zeitgenössische Kunst zugänglich zu machen, ist das MoMA bekannt für seinen experimentellen Ansatz in der Museumspädagogik. Auch im Bereich Barrierefreiheit & Inklusion ist das MoMA mit seinen umfangreichen, innovativen Vermittlungsformaten für Menschen mit unterschiedlichsten Bedürfnissen weltweit federführend und gibt sein Wissen in Trainings und Seminaren auch an andere Museen weiter.

Im Rahmen der Museums-Tour MUSEUMS AND THE FUTURE in New York Ende April hat uns Francesca Rosenberg, Director of Community, Access and School Programs eine eindrückliche Präsentation gegeben. Im Mittelpunkt des partizipativen Ansatzes der „Access Programs“ steht die Hypothese, dass in Museen nicht nur physische und wahrnehmungstechnische Barrieren bestehen, sondern vor allem auch einstellungsbezogene.  „Individuals with disabilities often report that attitudes towards people with disabilities are the largest barrier they face in society.“

Eine weitere Erkenntnis führt im MoMA dazu, dass inklusive Vermittlungsangebote nicht exklusiv sind, sondern für ALLE Besucher:innen zugänglich sind: „When you make museums accessible to people with disabilities you make them more accessible to everyone.“

Ursprünglich in den 1940er Jahren als Programme für Militärveteranen eingeführt, sind die Access Programs mittlerweile in die Philosophie und Organisation als Gesamtheit eingebettet. Trainings für das eigene Personal sind daher Basis für die permanente Weiterentwicklung der Formate, die abteilungsübergreifend und in enger Zusammenarbeit mit Expert:innen und Betroffenen aus der Kernzielgruppe entstehen.  Im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen Workshops zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen, in denen die Mitarbeiter ihre eigenen Erfahrungen reflektieren und lernen, Sprache, Einstellungen und Verhaltensweisen, die sich negativ auf Besucher mit Behinderungen auswirken, zu erkennen und zu verändern.

Innerhalb des engeren Teams rund um Francesca wird auch die Wirkung der Programme evaluiert, durch Umfragen, Interviews und Fokus Gruppen. Für die Entwicklung und Evaluierung des MoMA Alzheimer´s Project wurde eine Studie in Zusammenarbeit der der New York University (NYU) erstellt.

Bei den Access Programs wird zwischen Angeboten für Gruppen und Angeboten für den Individualbesucher unterschieden. Gruppenangebote, die von rund 5.000 Teilnehmer:innen im Jahr wahrgenommen werden, reichen von Touch Tours, Art Making, ASL (American Sign Language) Gallery Talks oder Community Programs in Partnerschaft mit Spitälern, Altersheimen u.a. bis hin zu „social prescription programs“.  Anstelle von Medikamenten werden Kunstworkshops verschrieben. Das Program „Prime Time“ richtet sich an New Yorker:innen über 65, und wird in Partnerschaft mit Organisationen für ältere Menschen in New York City angeboten.

Alle Angebote und Formate werden von technischen Hilfsmitteln (Hörhilfen, Audiodeskriptionen, QR-Codes, etc.), der Bloomberg Connects App sowie einer Fülle an online-Tools und Online-Ressourcen unterstützt. Am Empfang gibt es „sensory kits“, das sind Taschen mit Gegenständen, die helfen, überstimulierende Situationen zu beruhigen, wie etwa geräuschunterdrückende Kopfhörer, Ohrstöpsel, eine Sonnenbrille. Ein gedruckter sozialer Leitfaden und eine sensorische Orientierungskarte ist mit im Paket.

Neben den vielfachen online-Angeboten und Informationen bietet das MoMA auch online Trainings-Ressourcen an – für die eigenen Mitarbeiter:innen, aber auch andere Museen, an die die Erfahrungen und das Wissen gerne weitergegeben werden. Dazu gehört eine eigene website zum Alzheimer Forschungsprojekt sowie  Schulungs-Videos, die hypothetische Situationen zeigen, in denen Menschen in einem Museum auf umweltbedingte und einstellungsbedingte Barrieren stoßen könnten.

Und nicht zuletzt werden auch ökonomische Barrieren beseitigt: Alle Programme und Ressourcen sind kostenlos.

Weiterführende Informationen unter MoMA Accessibility

Mit seinem umfassenden Ansatz und Angebot ist das MoMA auch Teil des Zero Project Netzwerkes und ein Zero Project Awardee mit Factsheet.